Dies ist eine Diskussion über das Konzept „On Tilt“ (kann man mit irrationales Spielen übersetzen, daher auch der Titel. Im Beitrag beschränke ich mich auf „Tilt“.) in World of Tanks. Ich denke, es ist wichtig, dieses Konzept zu beachten bzw. zu ergründen, da es diverse Beeinflussungen auf das eigene Empfinden des Spieles nach sich zieht. Dies ist mehr an Spieler gerichtet, welche aktiv ihre Spielweise und Erfahrungen begreifen möchten bzw. diese besser abschätzen wollen. Man kann es aber dennoch auf jeden anderen Spieler übertragen.
Was ist Tilt?
Tilt ist ein Begriff aus dem Poker, welcher eine Spielweise bezeichnet, welche unter dem Niveau eines eigentlich guten Spielers liegt, wenn dieser mal 1 oder 2 schlechte Spiele hatte. Meist wird dabei aggressiv und gereizt/entnervt vorgegangen, ohne mögliche Züge zu bedenken. Tilt trübt das Enschätzungsvermögen des Spielers, da eine emotionale Frustration hervorgerufen wird, selbst, wenn dieser normalerweise ruhig und gefasst agiert und weiß, was seine Möglichkeiten wären. Als Ergebnis spielt man aggressiver und man achtet weniger auf die Umgebung. Daraus resultieren weitere Fehlschläge, welche eine depressive und frustrierte Stimmung hinterlassen. Eine Niederlagenserie ist dann schon fast vorprogrammiert.
Warum ist Tilt relevant inWorld of Tanks?
World of Tanks ist im Grunde ein einfaches PVP-Spiel, wo es darum geht, die gegnerischen Pixelpanzer auszuschalten. Normalerweise sollten diese Gegner ebenfalls menschliche Spieler sein, welche im Spiel gleiche Erlebnisse wie wir haben. Wie viele von uns wissen, werden die Runden in WoT meist von wenigen, aber guten Leuten gewonnen, welche eine gewisse Leistung im Gefecht an den Tag legen. Aus diesem Grund ist der Anteil der Effekte des Tilt an die eigene Erwartung des Spielers gekoppelt. Heißt: Je besser der Spieler, desto stärker wirken sich die Effekte des Tilt bei diesem Spieler aus.
Eigenschaften des Tilt:
Tilt ist eine relative Konstante des einzelnen Spielers, welche aus der eigenen Erwartung resultiert, welche er erreichen möchte.(z.B.: WR/WN etc.)
Tilt wird durch Emitionen auf die Situation(en) gesteuert und wird zumeist extern ausgelöst. (Auf WoT bezogen sind dies meist schlechte Runden).
Tilt steigert sich mit jeder negativen Erfahrung immer weiter. Es ist eine schier endlose Spirale, wenn es einmal begonnen hat. (z.B.: eine Niederlagenserie von 5 oder mehr Spielen)
Dies kann jeden Spieler in WoT treffen. Lediglich der Umgang damit ist von Spieler zu Spieler unterschiedlich (Dazu später mehr).
Leide ich unter Tilt, oder sind die anderen einfach schlecht?
Der wichtigste Punkt ist, zu registrieren, wenn man unter Tilt steht. Ein Pilot kann seine Maschine nicht einfach so über Nacht über einen Ozean fliegen, wenn seine Instrumente nicht richtig eingestellt sind. Daher müssen wir unsere Fühler so einstellen, dass wir merken, wenn bei uns eine schlechte Runde destruktive, emotionale Gefühle auslöst. „Die Anderen sind alle schlecht“ ist ein oft genutztes Ventil, was aber auf das ganze Team abfällt und nicht förderlich ist. Einige der Niederlagen werden dennoch durch ganze Teams verursacht, durch Egoisten oder auch durch Betroffene des sogenannten „Dunning-Kruger-Effekt“. Das sind einfach normale Reaktionen des Gehirns, sofern man es denn bei wirklich jedem Spieler so bezeichnen mag. Kommen wir nun zu den Symptomen des „Tilt Syndrom“ zurück:
Symptome:
Nervige Serien: Mehr als 5 Runden in Folge verlieren
Unnatürliche Aggressionen: Den Gegner rushen, obwohl es nicht nötig ist und unnötig Schaden kassieren. Den Sieg – gedanklich - so schnell wie möglich einsacken.
Anderen die Schuld zuschieben: Stark verärgert über Aktionen der eigenen Teammates, selbst, wenn diese nichts falsch machen. Oftmals in Kombination mit Beleidigungen.
Selbstverachtung: Die eigene Performance liegt unter dem, was man von sich normalerweise gewohnt ist (WR, WN etc.)
Kontrollverlust: "Alles basiert nur auf Glück! Meine Niederlagen sind der Beweis dafür!!!111elf ". Der Spieler stoppt die Versuche sich von den Niederlagen zu erholen.
Dies sind die bisherigen Symptome, welche man im Spiel antreffen kann. Ergänzungen kann es natürlich immer geben. Im Forum trifft man bei bestimmen Spielern auch auf anderweitige Symptome, welche fast immer gleich sind. Ich glaube, hier weiß jeder, was gemeint ist. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch Spieler, welche für das „Tilt Syndrom“ mehr sensibiliert sind und damit umgehen können. Solche Spieler können eine gute Anlaufstelle sein, wenn man emotionale Probleme im Spiel bemerkt. Da die Symptome nun abgeklärt sind, können die Auslöser aufgezählt werden:
Auslöser:
Tageszeit: Das Spielen in sehr frühen Stunden fördert ein schlechtes MM an den Tag und damit schlechtere Randoms. Solche Niederlagen führen früher zu einem Kontrollverlust im Spiel.
Ausdauer/Konzentration: Spielen, während man erschöpft und/oder müde ist, führt zu einer geringeren Akzeptanzder eigenen Fehler und erlaubt außerdem eine geringere Hemmschwelle für Frust o.ä.. Wenn wir mal wieder Lemminge sehen, stören diese uns mehr, wenn wir „des Spielens müde sind“.
Zu strenge Selbstreflektion: Spieler, welche eine gewisse Leistung an den Tag legen und diese halten wollen (z.B. 60%+ WR, 2500WN etc.) werden oftmals schneller durch Selbstverachtung gestraft und schieben Anderen auch desöfteren die Schuld zu.
Schuldbewusstsein: Nicht möglich, das eigene Team zu tragen, Verbündete zu retten, „Easy Shots“, welche daneben gehen (RNG, sei verflucht!) können als Auslöser agieren. Speziell, wenn der Spieler das Gefühl hat, einen Kameraden „im Stich gelassen zu haben“.
Spott: Spott und Hohn taucht nur selten bei stabilen Spielern auf, eher bei labilen und dementsprechend auch oftmals schlechten Spielern. Gegen gute Spieler gerichtet kann dies sein Konzept durcheinanderbringen und ihn zu einer unnötigen Tat veranlassen, welche möglicherweise in einer unerwarteten Niederlage mündet.
XVM: Wer kennt das nicht? Das eigene Team besteht nur aus Tomaten und beim gegnerischen Team reichen sich grün und blau die Klinke in die Hand. Immer nur eine vorhergesate WR von unter 40%. Tritt dies ein paar mal hintereinander auf, hat man natürlich genug.
Nun, was wären Wege, um Tilt abzuschwächen?
Methoden um Tilt abzuschwächen:
Alles basiert auf der Sichtweise des einzelnen Spielers und seinen Schritten, welche er unternimmt, um ein Spiel zu gewinnen. Ebenso ist es erforderlich, dass das Individuum, also der Spieler, sich selbst gegenüber aufgeschlossen und ehrlich ist und seine emotinalen Schwellen wahrnehmen kann. Also, wie kann man im Spiel, oder auch anderweitig, gegen eine Tilt Spirale arbeiten?
Reaktive Maßnahmen:
Nicht mehr spielen: "Das nächste Spiel wird ein sicherer Sieg!" Nein. Ein klares Nein. Nehmt Abstand vom PC und macht etwas Anderes. Was immer euch Spaß macht bzw. den Kopf freimacht. Erst, wenn Ihr runtergekommen seid, lohnt es sich, einen neuen Versuch zu starten
Das eigene Spielen analysieren: Achtet stets darauf, ob die Spielentscheidung negativ oder positiv war. Ja, Du hast den meisten Schaden gemacht, aber hast du währenddessen eventuell die Kontrolle bzw. den Überblick über das Schlachtfeld verloren? Welche Anpassungen sollten vorgenommen werden?
Verärgerung bzw. Frust ablassen: Ihr müsst den Frust irgendwie ablassen, sodass er nicht zuviel wird. Einige Spieler steigen in ihren Loltraktor und klopfen die Anfänger weich. Andere erstellen unnötige Threads im Forum (Ich verweise hier nochmal auf die Frust-Therapie, denn nur dort gehört der Frust hin) und flamen die User. Findet einen Weg, welcher für Euch funktioniert, ohne Eure Mitmenschen zu belästigen.
Unterstützende Maßnahmen:
Erreichbare Ziele: Steckt Euch keine Ziele, welche Ihr nicht erreichen könnt. Arbeitet Euch Schritt für Schritt voran. Einige Spieler möchten eine Winrate von 52% am Ende erreichen und Andere wiederrum 60% oder gar 70%. Jeder Spieler ist anders. Steckt Euch eigene Ziele, welche für Euch erreichbar sind und achtet nicht darauf, welche Ziele andere Spieler haben.
Die Hemmschwelle festlegen: Setzt Euch eine eigene „Du kannst nicht vorbei!“ - Barriere. Wenn ihr 5 Runden verloren habt, seid ehrlich zu Euch selbst und lasst das Spielen erstmal sein. Es wird Euch nichts bringen. Macht etwas Anderes.
Positive Einstellung: Macht das Beste aus Eurer Situation, spielt so gut Ihr könnt – Tilts sind nur ein temporäres Problem. Wenn nötig, sucht Euch Zugpartner. Das erleichtert das Spielen und man kriegt den Kopf nebenbei freier.
Ich finde mich da defintiv wieder... 5 Niederlagen... das 6. Spiel MUSS ich einfach gewinnen... das 7. wird auf JEDEN FALL besser... und so weiter und so fort... Ich spiele dann meistens irgendein Aufbauspiel (momentan Tropico 5) ,dort funktioniert alles wunderbar, macht ordentlich Laune und WoT geht danach auch wieder besser... auch gelegentliche 2 wöchige Pausen fördern die Effizienz Wie manche auch im 7on7 festgestellt habe, sterbe ich eine Menge unnütze Tode... zum Beispiel um der IS3 noch einen Schuss zu verpassen, ohne dass auch nur jemand ansatzweise in der Nähe ist. Leider denke ich weder im Spiel noch danach wirklich drüber nach...